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Darum geht es

Ausgangslage

Im Dezember 1911 nahm die damalige Mittel-Thurgau-Bahn den Betrieb auf der Strecke Konstanz–Weinfelden–Wil mit einigen wenigen Personenwagen aus deutscher (Rastatt) und Schweizer (SWS) Produktion und gemieteten Dampflokomotiven auf. Im Sommer 1912 wurden die eigenen Lokomotiven von der SLM nach Evaluation durch die MThB und ihrer deutschen Betreiberin Westdeutsche Eisenbahngesellschaft, ebenfalls aus Schweizer Produktion (SLM), geliefert.

Die Bahn unterhielt während der ganzen Betriebszeit einen bescheidenen Wagenpark. Heute sind vom ursprünglichen Rollmaterial nur wenige Fahrzeuge erhalten.

Der Verein Historische Mittel-Thurgau-Bahn (VHMThB) betreibt seit 2003 den in der Ostschweiz seit 1981 unter diesem Namen bekannten und von der MThB eingeführten Nostalgie- und Gesellschaftszug «Mostindien-Express». Dieser besteht in der Regel aus der Dampflokomotive MThB Ec 3/5 Nr. 3 (Baujahr 1912, SLM), dem Salonwagen C 111 (Baujahr 1907, SIG, ex SBB, Umbauten 1946 und 1981) und dem historischen Gepäck- und Postwagen FZ 502 (Baujahr 1911, SWS) sowie weiteren den Zug ergänzenden Wagen für Personen und Material.

2023 stand die Möglichkeit im Raum, den letzten Original-MThB-Personenwagen aus dem Besitz der Sursee-Triengen-Bahn (ST) zu übernehmen und aufzuarbeiten: den C2 102 von 1911 (SWS).

Am 4. Juli 2023 fand sich eine Delegation, bestehend aus Daniel Rutschmann (Leiter historische Fahrzeuge beim VHMThB), Johann Gröbli (Wagenmeister) und René Brassel (Firma HRS) in Büron ein, um den Wagen zu begutachten und erste Verkaufsgespräche zu führen. Matthias Emmenegger, Geschäftsführer ST, zeigte Bereitschaft, den Wagen an den VHMThB abzutreten.

Erwerbsabsicht und Einsatzmöglichkeiten

Der Vorstand sprach im Jahr seines 20-jährigen Bestehens mit Nachdruck sein Kaufinteresse am Personenwagen gegenüber der Sursee-Triengen-Bahn aus. Er freute sich über die Möglichkeit angesichts veränderter Umstände, nachdem bereits in den Jahren 2005/2006 Gespräche über eine Rückführung des einzigartigen Zeitzeugen in den Thurgau geführt worden waren. Damals hatte die Mitgliederversammlung des Vereins Historische Seethalbahn entschieden, den Wagen weiterhin behalten zu wollen.

Der Personenwagen hat nur knapp überlebt und verdient eine Renaissance. Er würde den «Mostindien-Express» in jeder Hinsicht passend ergänzen. – Der Wagen aus der Gründungszeit der MThB ist als letzter originaler Personenwagen für sich bedeutend genug und darf damit als Thurgauer Kulturgut bezeichnet werden. Würde man argumentieren, dass es sich um ein Fahrzeug aus einer Familie baugleicher Wagen der SBB handelt und damit weitere Vertreter erhalten wären, ist der B2 aus technik- und industriegeschichtlicher Sicht trotzdem eine Rarität: 1943 wurde der Personenwagen von ursprünglich drei Achsen (C3) auf zwei umgebaut und anstelle der mittleren Achse erhielt er eine von aussen zu befeuernde Koks-Heizung unter dem Wagenboden montiert. Derartige Ofenanlagen sind zwar auch anderweitig bekannt, unseres Wissens aber nicht aber bei Privatbahnen erhalten geblieben.

Projekt Kauf und Aufarbeitung

Die historischen Fahrzeuge des VHMThB und insbesondere jene der einstigen Mittel-Thurgau-Bahn stehen der Öffentlichkeit zur Besichtigung offen, werden betriebsfähig unter- und erhalten, damit sie in Gesellschafts- und Ausflugsfahrten eingesetzt werden können. Mit dem B2, den man voraussichtlich in originalem Grün aufgearbeitet präsentieren wird, bekäme die Flotte sehr attraktiven Zuwachs. Das Sitzplatzangebot kann um 60 Plätze im Dampfzug erhöht werden, womit nicht nur ein Stück historische Originalität zurückgewonnen, sondern auch die Anmietung fremder Fahrzeuge reduziert werden könnte.

Der Vorstand steht hinter dem Kauf des Fahrzeugs durch den Verein und stellte die Mittel dafür zur Verfügung. Die Projektleitung (Überfuhr und Begleitung Aufarbeitung) liegt bei Daniel Rutschmann. Aktuar Michael Mente koordiniert die mediale Begleitung, in Zusammenarbeit mit dem Verein und Verlag flügelrad die Dokumentation und die zu erfolgende historische Aufarbeitung der Fahrzeuggeschichte. Jürg Schumacher koordiniert mit ihm das Patronatskomitee. Weitere Personen werden zur Unterstützung beigezogen.

Die Firma Historic Rail Services GmbH (HRS) wird mit den Restaurierungsarbeiten betraut. Für die Aufarbeitung des hölzernen Wagenkastens kann zum Beispiel eine Zusammenarbeit mit dem Verband Schreiner Thurgau in Betracht gezogen werden. Die Arbeit an Kulturdenkmälern befördert den Erhalt historischer Handwerkskunst und ist damit auch eine attraktive Anschauungsquelle für Lernende. Für die Rekonstruktion werden Pläne und Unterlagen konsultiert, die im Staatsarchiv des Kantons Thurgau aus dem Nachlass der MThB sowie im Bundesarchiv vorhanden sind.

Die gesamte Restaurierung wird etwa bis 2026 dauern. Die Kosten werden mit 300’000 Fr. veranschlagt. Für die Finanzierung werden Spenden, insbesondere Anfragen beim Lotteriefonds und anderen Institutionen (positive Signale aus der Denkmalpflege sind vorhanden) sowie weitere Geldbeschaffungsaktionen in Betracht gezogen.

Wir haben aufgrund guter Bedingungen bei HRS sehr günstige Abstellmöglichkeiten und verfügen über ein Netzwerk von Know-how und Persönlichkeiten, die sich für die Sache einsetzen. Es besteht kein zeitlicher Druck zur Umsetzung des Projekts: Wir können tranchenweise, je nach vorhandenen finanziellen Möglichkeiten arbeiten und können fortlaufend in Etappen Geld einwerben und weiterarbeiten. Ausserdem haben wir uns, wie in der Kaufabsicht erwähnt, so aufgestellt, dass das Budget des Vereins nicht belastet wird und ein Scheitern infolgedessen keine Konsequenzen diesbezüglich hat.

Das Vorhaben wird durch ein Patronatskomitee (Koordination Jürg Schumacher und Michael Mente) begleitet. Mit von der Partie für die Projektkommunikation ist der Verlag flügelrad, der 2024 zudem ein weiteres Buch zur Geschichte der MThB veröffentlichen wird.

Der VHMThB ist vom Gelingen des Projekts überzeugt und freut sich über historisch einmalige Möglichkeit, so einen Wagen als letztes erhaltenes Exemplar in den Thurgau zurückzuholen und ihm zu einer zweiten Jungfernfahrt sowie im Gespann mit der letzten erhaltenen und ebenso frisch revidierten Thurgauer Dampflokomotive zu neuen Einsätzen zu verhelfen.